Nachrufe
Jucas -
Furchtlos über die Äcker der Zeit
Schritt ich..
Seht ihr Unendlichkeit,
seht ihr die Liebe in meinem Blick
im Wenden meines Kopfes zu euch zurück?
Vergangen,
geworden
gezagt und verziehn
ich werde ewig über die Weiden gehen.
Winter, Sommer, Frühling und Herbst
So viele kamen mit meinem Schmerz.
Gehoben,
getragen
geweitet?
- entrückt?
ich halte die Fäden
auf dem Weg zurück.
Mein Herz ein Ufer
das Gespräch ein Schatz
Mein Körper die Wiege
Der sichere Platz.
Der Griff in mein Fell
Aus seelischer Nacht-
Schwarzsamtene Fülle von einem
Der wacht.
Für ein geliebtes Pferd
Wie schattenhell
Und Punkt für Punkt
Die Mondin meinen Körper auf die
Wiese tunkt-
Wie bebend
dieser rote Sand
Dem Donnern meiner Hufe nachlauscht,
wenn ich stand-
Wie Windsgesang
so tausendfach
Mit Strähnen meiner Mähne sprach-
-Das Gras
so sacht
Geburt und Tod beweht
Wenn streichholzbeinig dann
mein Fohlen steht-
Wie ich dich trug
Durchs weite Land
Pfeilschnell
von Horizont
Zu Horizont gerannt
-Leb ich hier ewig
Verwoben in den Ort
Als Mythos, Mutter, weise Alte
In den Herzen fort.
Für einen geliebten Hund
Mein Boot des Lebens – reich beladen - fuhr in den letzten Hafen ein.
Das letzte Stück auf hoher See
war nicht mehr leicht.
Vor Anker dann -
hab ich noch einmal Bug bis Heck durchschritten
und von der Süße jeden Augenblicks
ein Quentchen eingesogen.
Mein Schiff im Hafen der Erinnerung.
- Ich kehrte ihm den Rücken –
und gehe mit dem Wind,
der sachte durch die Segel streift.
Schon fort -
schon weit -
und unbeschwert
zieh ich der großen Freiheit
sanft entgegen.
DER BUSSARD
Auge, das hält
Dunkles Leuchten,
Das ins Innre fällt
Und bleibt Und bleibt.
Geschirmte Schwinge.
Erdfächer !
Der die Erde segnet.
Der Wind
Der Wind ruft dich
Holt deine Seele in den
Wirbelnden Himmel
Ins gleißende Rauschen der Luftbewohner -
Schroffe Ewigkeiten
Durch heilloser Ewigkeiten schroffer Leere
geht mein Schritt.
Erleichternd nur, dass jeden Schritt,
den ich im hohen Nebel trotzdem ging,
die Sohle ernst, mit festem Grund empfing.
Das leise Wallen meines Mantels einziges Geräusch -
und ab und zu ein Seufzen
lang und tief,
das niemanden bestimmten
und doch alles rief,
das ungehört -
endlose Zeiten weit
durch meine innren Hallen eilt.
Zeugen-
schaft
Verlust
ist etwas Ungeheuerliches
Er flutet jeden Bereich unseres Lebens.
Unser Lebensinstrument gerät aus dem Takt, aus dem Rhythmus, aus der Melodie -
aus der Stimmung.
Plötzlich sind überall Misstöne
oder
aller Klang versiegt in einem bodenlosen Abgrund.
Wir können nichts weiter sein als ein Lot
und was uns widerfährt als Erlebnis anerkennen.
Unsere Vorfahren haben sich die Trauer die Haare ausgerissen, die Kleider zerfetzt, geschrieen.
Die heutige Welt befindet sich in einem Positivitäts- und Glückswahn.
Wer ``negative`` Gefühle hat ist selber schuld !?
Die Schreie in unserer Brust erstarren vor dem gesellschaftlichen Tabu, in dem Tränen gerade noch erlaubt sind - erst recht, wenn es sich um ein Tier handelt, das wir verloren haben.
Der realen Not, dem realen Schmerz drückt es den Makel scheinbarer Unfähigkeit auf.
Vielleicht braucht es eine neue Kultur des Trauerns - eine Kultur, die Schlimmem, dem Schmerz und der Not Anerkennung zollt -
die mutig hält, trägt, Zeugenschaft ablegt - die beistehen und Trauer Raum geben kann, statt schnellstmöglich abzulenken und wegzumachen.
Verlust ist individuell, Trauer ist individuell.
Jeder und jede kann seine oder ihre eigenen Rituale, Worte Handlungen
als Impuls in sich finden.
Dafür braucht es Innehalten und das Vertrauen, dass man auch dieser Seite des Lebens gewachsen ist.
Lasst Euren Schmerz nicht pathologisieren.
Lasst ihn nicht bagatellisieren.
Nehmt ihn als das, was er ist - bis in jede Zelle
und vertraut, dass ihr das Gefäß erschaffen könnt ,
ihn zu halten-
und ihn zu wandeln.
Natur Klänge
Unser Körper ist Resonanzraum für alles. Wir können ver stimmt sein,wie eine vernachlässigte Geige.
Ich gehe durch die Natur . Ich atme.
Am Anfang ist alles in mir so laut, dass ich gerade mal meinen Atem höre, dann auch meine Schritte, dann, den Wind in diesem - und in jenem Baum. Das Windlied einer Weide ist anders als das einer Birke, wieder anders klingt eine Eiche im Wind.
Für mich unübertroffen sind Nadelbäume, weil der Klang mich an das Meer erinnert.
Der Wind im Gras, im Schilf -immer anders schön.
Vogelrufe- in der Nacht der beiläufig verschwiegene Ruf der Waldohreule - ein besonderer Klang- gedämpft - gut für eine wunde Seele. Ich darf Da sein, wenn diese Töne mich umgeben.Sie stimmen mich. Ich werde weit. Trauer wird Erfahrung. Ich kann erleben, statt nur zu überleben.
Bleibe stehen, fühle wie ich über meinen verkrampften Nacken über Becken und Beine in die Füße rutsche.
Ich fühle mich. ``Was empfindet mein Körper?`` kann ich mich fragen.
Indem dieser antwortet,indem ich benenne was ist, geht nicht die Trauer, aber es vergeht die Unerträglichkeit und wird Tragen und dann Halten.
Rituale
achten und ehren
ein Ereignis.
Sie geschehen als Gespräch zwischen unserer Verfassung und unserem Tun.
Ein Tier bestatten
Über die endgültige Trennung vom Leib wissen wir wenig. Für mich hat es sich immer richtig angefühlt, die Tiere nach Möglichkeit an ihrem liebsten Ort Zuhause aufzubahren. je nach Umständen sitze ich bei Ihnen und erkläre noch einmal, was passiert ist und dass sie sich auf den Weg machen können. Ich tue das, weil ich nicht davon ausgehe, dass eine Seele , die vielleicht unter dramatischen Umständen sterben musste, gleich begreift, was ihr passiert ist. Ich bedanke mich für alles. Ich überlege, welches Tier, das schon drüben ist, sie abholen könnte und lade dieses ein. Sie haben eine Vogelfeder bei sich, die ihnen beim freien Davonziehen helfen soll. Da es vorkommt, dass eingeschläferte Tiere aus dem Maul bluten, in selteneren Fällen auch, dass der Darm sich leert, lege ich eine undurchlässige Unterlage unter die Decke-im Zweifelsfall eine Tüte.. Verunfallte Tiere werden gereinigt, gebadet und geföhnt und dann auf ihren Platz gelegt. Oft bürste ich sie noch einmal und behalte ein paar Haare aus dennen ich etwas filze.
In der Aufbahrungszeit- Zeit überlege ich den Grabplatz- manche mussten nah ans Haus in den Garten, andere habe ich an ihren Lieblingsplätzen in der Natur begraben- selbstverständlich Naturschutz und Gewässerschutz beachtend.
Das Grab: Katzen oder Hunde sollten mindestens 80 cm tief begraben werden -alles andere führt zu Aushub durch Wild-oder Haustiere. Das Graben ist ein sinniger, stimmiger Prozess innerhalb des Trauerns. Auch wenn es anstrengend ist, lass es dir nicht nehmen. Es ist eine ruhige, stetige Arbeit. Irgendwann gibt es nur noch die Erde, das Geräusch der Schaufel, deinen Atem, den Geruch der Erdschichten. Man kommt im Hier und jetzt an, darf die Muskeln betätigen in einem Tun, dass der Trauer Rechnung trägt. Für mich ist es die kongruente Anstrengung. Der Verlust bleibt, aber der Abgrund des Verlustes verliert seine Bodenlosigkeit durch das Graben.
Die Grablegung: Meine Tiere werden mit ihrer Feder, ihrer Decke, oft auch mit einem Lieblingsspielzeug begraben. Sie werden liebevoll gebettet. Bevor ich dann mit der Hand die ersten Krumen auf den Körper fallen lasse, warte ich oft auf den ersten Windstoß-oder Hauch, wie auf eine Erlaubnis, dass der Körper bedeckt werden kann. Ohne Wind schwinge ich noch einmal die Feder über dem offenen Grab und spreche Worte des Abschieds. Dann bedecke ich den Körper mit der Hand mit Erde, später dann mit der Schaufel. Aus hygienischen Gründen trage ich Handschuhe bei der Grablegung. Diese ziehe ich aus zur Be - Erdigung, auch um für andere Tiere keine Geruchsspuren des Leichnams zu hinterlassen.
Das Grab kann geschmückt werden mit Ästen, Steinen, Blättern und Blumen. Jedes Element kann eine Erinnerung an das gemeinsame Leben symbolisieren.............
Fort: Nach dem Begräbnis ist alles noch einmal sehr viel schlimmer. Als einziger Trost tauchen die verstorbenen Tiere in den nächsten Tagen und Wochen in meinen Träumen auf. Und immer, immer weiß ich im Traum um den Tod und die Freude über die Begegnung ist ist unendlich groß und beglückend in den Tag hinein.